COVID-19

Prof. Dr. Christian Drosten: Coronavirus-Experte im Interview vom 30.01.2020 | Talk aus Berlin

Es war eins der ersten Interviews, das Virologe Christian Drosten im Fernsehen gab – zu einem Zeitpunkt als es in Bayern gerade erst eine Handvoll Infektionen gab und noch niemand von einer Pandemie sprach:

Drosten, Leiter des Instituts für Virologie an der Charité Berlin, spricht im Interview davon dass er einen Rückgang der Fallsterblichkeit im weiteren Verlauf der Coronavirus-Ausbreitung erwartet: “Wir haben jetzt 2 Prozent. Das heißt, wir müssen und wir können auch damit rechnen, dass das nicht die endgültige Zahl ist. Das wird noch erheblich runtergehen.” Dies erklärt der Virologe in der Sendung “Talk aus Berlin” des rbb Fernsehens. Bei zwei prototypischen Pandemien – der sogenannten Asiatischen Grippe und der Hongkong Grippe – habe die Fallsterblichkeitsrate am Ende bei ungefähr 0,1 Prozent der infizierten Personen gelegen. Eine Entwarnung könne er an dieser Stelle allerdings “nicht mehr geben”, so der Experte für Coronaviren.

In dem Gespräch mit Jörg Thadeusz im “Talk aus Berlin” liefert der Wissenschaftler weitere Fakten und Hintergründe über das Gefahrenpotential des neuartigen Coronavirus. Er beschreibt als wichtiges Mittel im Kampf gegen das Virus, die sogenannte “Disease Awareness”, also den Bewusstseinswandel der Bevölkerung. Der habe auch bei der in Hongkong gut dokumentieren SARS-Epidemie den Durchbruch gebracht. Prof. Drosten zu wirkungsvollen Maßnahmen: “Wir haben gar nicht die Idee, dass große Isolierstationen und Krankenhäuser, die über Nacht aus dem Boden gestampft werden sollen, den Effekt bringen. Sondern dieser allgemeine psychologische Effekt, dass jeder von dieser Krankheit weiß und man eher zu Hause bleibt.” Das könne wirklich dazu führen, “dass wir – sagen wir mal in der nächsten oder übernächsten Woche – in den Statistiken sehen, es werden jetzt nicht mehr so viele neue Fälle pro Tag.”

Der 47-jährige Mediziner ist einer der Mitentdecker des tödlichen SARS-Virus, nach dessen Infektion 2002 weltweit rund 800 Menschen an Atemwegserkrankungen starben. Drosten entwickelte den diagnostischen Schnelltest, der half, die Anzahl der Neuinfektionen einzudämmen. Auch für das aktuell kursierende Virus hat er mit seinem Team im Rekordtempo ein Nachweisverfahren vorgelegt, mit dem Verdachtsfälle untersucht werden können.